Thursday, August 28, 2008

Der Traum lebt

Barack Obama bei seiner Acceptance Speech im Miles High Football Stadium in Denver

Barack Obama "rocked the House". In seiner 42 Minuten langen "Acceptance Speech" griff der Präsidentschafts-Kandidat seinen Kontrahenten direkt an: "John McCain kapiert es einfach nicht", sagte der 47-Jährige und löste Jubelstürme unter seinen Anhängern aus. "Amerika! Acht Jahre Bush sind genug. Wir brauchen keine dritte Amtszeit durch John McCain. Amerika! Wir können es besser machen."

Insgesamt 84.000 begeisterte Zuschauer (vielen mit Tränen in den Augen) im Miles High Football Stadium und etwa 40 Millionen TV-Zuschauer verfolgten diesen historischen Moment. Der erste schwarze Präsidentschafts-Kandidat in der Geschichte der USA enttäuschte nicht. Fast schon zu detalliert für eine politische Rede (11 Seiten) beschrieb er seine Pläne als künftiger Präsident: Weniger Steuern für die Mittelklasse, für 95 Prozent der arbeitenden Bevölkerung, Gesundheitsversorgung für Alle, mehr Geld für die Bildung, für die Umwelt, Rückzug aus dem Irak sowie stärkerer Einsatz in Afghanistan und gegen den weltweiten Terror. Und dann ein Versprechen, für das ihn selbst Republikaner - wenn er es erfüllen wird - ein Denkmal setzen würden: "In zehn Jahren mache ich Amerika unabhängig von Öl aus dem Mittleren Osten."

Doch Obama verkündete nicht nur Versprechen. Er giff die Republikaner direkt an und rückte seinen Opponent auf eine Stufe mit George W. Bush und dessen "verfehlter Politik". "McCain hat in 90 Prozent der Fälle mit Bush gestimmt. Seine Bilanz ist eindeutig. Und mir persönlich sind die zehn Prozent möglicher Wandel einfach zu wenig." Amerika brauche einen neue Politik, einen neuen Spirit und neue Hoffnung. Amerika brauche "Change".

"Ich glaube nicht, dass sich John McCain nicht um die Sorgen der Amerikaner schert. Ich glaube, er weiß es einfach nicht besser."

Obama konterte auch Angriffe der Republikaner, die ihm seine Unerfahrenheit vorwerfen. "Sie wollen uns nur Angst machen. Wir sind die Partei von Roosevelt, die Partei von Kennedy. Niemand kann sagen, dass Demokraten das Land nicht verteidigen können. Niemand kann sagen, dass ich das Land nicht sicher machen kann. Als Commander-in-Chief werde ich keine Sekunde zögern, Amerika zu verteidigen."

Es war eine Rede wie ein Meisterwerk (Ex-Präsidentberater David Gergen). Eine, die begeistert. Nicht nur die eigenen Anhänger. In einer Blitzumfrage von Gallup hat Obama der Auftritt einen Vorsprung von sechs Punkten (48-42 Prozent) gegenüber John McCain gegeben. Was die Demokraten erst einmal wieder ruhig schlafen lässt. Denn in dieser Woche hatte zwischenzeitlich der Republikaner zum ersten Mal überhaupt die Nase knapp vorn. Obama ist ein Politiker mit Visionen, jetzt muss er sie nur noch umsetzen können.

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