Es war eine Attacke mit Ankündigung. John McCain, aggressiv, fast schon wütend und in den ersten 30 Minuten auch überzeugend, hat bei der dritten und letzten TV-Debatte mit seinem Rivalen Barack Obama einen wichtigen Punktsieg errungen. Das Duell an der Universität Hofstra in Hempstead, New York, war eine seiner letzten Gelegenheiten, einen scheinbar aussichtslosen Kampf vielleicht doch noch zu drehen. Cowboy McCain ergriff die Chance, ohne jedoch eine Wende damit zu erzwingen.
Denn ob der 72-jährige Republikaner damit auch seinen Rückstand in den Umfragen von bis zu 14 Prozent aufholen oder zumindest verkürzen konnte, bleibt mehr als fraglich. McCain vertrat konsequent die Philosophie der Republikaner: Weniger Staat, weniger Ausgaben, weniger Steuern. Um die Wahlen am 4. November doch noch zu drehen, muss er vor allem die Parteiunabhängigen gewinnen. Dass er das geschafft hat, darf zumindest bezweifelt werden.
Obama dagegen konnte trotz seines souveränen und manchmal schon präsidentialen Auftrittes den Debatten-Abend nicht nutzen, seinen scheinbar sicheren Sieg ins Ziel zu bringen. Im Gegenteil: Zu Beginn des Duells verlor der 47-Jährige sogar einige Punkte. Erst am Ende konnte er bei Themen wie Bildung und Gesundheitswesen wieder aufholen und zumindest nach einer Blitzumfrage von CNN letztendlich doch noch deutlich mit 58 zu 31 Prozent gewinnen. Die TV-Kommentatoren sahen das allerdings kritischer.
„Obama hatte nicht seinen besten Abend“, musste selbst dessen Anhänger und CNN-Analyst Paul Begala eingestehen. „Die ersten 30 Minuten“, so der Ex-Berater von Präsident Bill Clinton, „hat McCain klar für sich entscheiden können.“ Erst als der sichtbar wütende Republikaner persönlich wurde, habe er verloren.
Barack Obama und John McCain bei der 3. TV-Debatte in Hempstead, New York
Geholfen hatte McCain am Anfang vor allem die Geschichte von „Joe dem Klempner“ (eigentlich Joe Wurzelbacher), ein Arbeiter aus Ohio, der seine eigene Firma aufmachen will. Der hatte Obama auf einer Wahlveranstaltung offenbar gefragt, warum er als Unternehmen unter dessen Präsidentschaft mehr Steuern zahlen müsse. Obama soll geantwortet haben, das der Wohlstand besser verteilt werde müsse. McCain sprach in der Debatte „Joe the Plumber“ direkt an und erklärte, unter seiner Führung müsse er nicht mehr Steuern zahlen.
„McCain war aggressiv, immer in der Offensive“, bilanzierte auch William Bennett, Partei-Stratege der Republikaner. „Obama war flach, ohne Schwung und häufig in der Verteidigung.“
McCain hatte eindeutig den besseren Start und beherrschte die ersten 30 Minuten“, wollte auch CNN-Kommentator David Gergen, einst Präsidentenberater von Richard Nixon, Ronald Reagan und Bill Clinton, erkannt haben. „Erst zum Schluss konnte Obama aufholen.“
„McCain hat die Debatte eindeutig gewonnen“, erklärte der Republikaner Alex Castellano. „Er hat selbst bei Fragen zur Wirtschaft Punkte sammeln können.“
Und Hilary Rosen, eine Obama-Anhängerin, musste eingestehen: „McCain war am Anfang im Vorteil. Nur bei den persönlichen Angriffen, hat er Punkte verloren. Insgesamt jedoch hatte McCain heute Abend seinen besten Auftritt.“
Einig waren sich alle Analysten, dass die Debatte mit Abstand die beste der drei Duelle zwischen den beiden war. Und auch dass McCain die beste Szene des Abends hatte, daran gab es kaum einen Zweifel:
Auf die ständige Kritik Obamas, er, McCain würde eine dritte Amtszeit von Präsident Bush bedeuten, platzte McCain wütend und aggressiv der Kragen: „Senator Obama, ich bin nicht Präsident Bush. Und wenn sie gegen George W. Bush antreten wollen, dann hätten sie es vor vier Jahren machen sollen.“ Ein Schlag der saß und Obama sichtlich aus dem Konzept brachte.
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