- im Hintergrund die Trans-Alaska Öl-Pipeline nahe Fairbanks
Amerika musste zwei Wochen auf das erste Interview der möglichen Vize-Präsidentin des Landes, Sarah Palin, warten. Ein Rekord. Noch nie in der Geschichte der USA hatte sich ein Running Mate so lange vor der Presse versteckt wie die 44-Jährige. Sarah Palin brauchte die Zeit für einen Crash-Kurs, vor allem in Sicherheits- und Außenpolitik.
Die Gouverneurin von Alaska und neuer Superstar des US-Wahlkampfes schlug sich wacker. Sie sorgte nicht für Schlagzeilen. Ergo: Sie machte keine großen Fehler. Ihre Fans waren begeistert, ihre Kritiker geschockt. Überzeugen konnte sie ihre Gegner natürlich nicht. Das war wohl auch nicht ihr Ziel. Es ging ums Überleben, den Rest machen schon die Wahlkampfmanager. Sarah Palin soll nicht New York oder Kalifornien für John McCain gewinnen – da hat er ohnehin keine Chance. Die einstige Schönheitskönigin soll Swing States holen: Ohio, Virginia, Missouri, Colorado. Und dafür machte sie einen guten Job.
Dennoch, ein bisschen entzauberte sie sich schon: Dass sie die Bush-Doktrin (das Recht eines präventiven Militärschlages im Falle einer konkreten Gefahr) nicht kannte, kann man ihr nicht wirklich zum Vorwurf machen. Wer kennt die Doktrin schon. Doch auf die Frage, was sie außenpolitisch qualifiziere, muss man mehr erwarten dürfen als: „Man kann von Alaska aus Russland sehen.“
Auch bei Themen wie Georgien und NATO kam sie ins Schlingern, flüchtete sich in Sprechblasen oder spielte den Knallharten, der „nicht blinzeln darf“. So drohte sie Russland notfalls mit Krieg um Georgien. Und auch Israel gestattete sie einen Angriff auf den Iran.
Schwächen offenbarte sie bei Wirtschaftsfragen. Steuern runter, Ausgaben beschränken, Ämter und Staat-Bürokratien reformieren und schlanker machen. Nicht unbedingt eine neue Politik des Wandels, mit der sie Barack Obama schlagen will. Mit diesen drei Zielen hatte schon George W. Bush seinen Wahlkampf geführt.
Strikt blieb sie dagegen in ihrer Haltung gegen Abtreibung (nur wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist aber nicht bei Vergewaltigung und Inzest). Sie ist für freien Waffenbesitz und gegen die Forschung an embryonalen Stammzellen.
Wie gesagt: Ihre Kritiker wollte sie nicht überzeugen. Sarah Palin soll die konservative Basis aktivieren und an die Urnen bringen. Die hat schon George Bush zum Präsidenten gemacht. Sie ist diesem Ziel ein Stück näher gekommen. Und das macht Sarah Palin so gefährlich für Barack Obama.
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